Ungewollter Harnverlust
(Fachausdruck: Harninkontinenz)
Normaler Weise ist die Entleerung der Blase vom Menschen bewusst steuerbar. Wenn ein ungewollter Harnverlust auftritt, spricht man von Inkontinenz. Diese kann einerseits dadurch verursacht werden, dass der Verschlußmechanismus im Bereich der Harnröhre zu schwach ist. Dann spricht man von einer „Belastungsinkontinenz“, weil der Harnverlust meist bei körperlicher Belastung auftritt.
Die körperliche Belastung (nicht nur Schwerarbeit oder Sport, das kann auch Husten, Niesen, Aufstehen aus dem Sitzen oder normales Herumgehen sein) führt zu einer Druckerhöhung auf die Blase. Wenn der Schließmuskel diesem Druck nicht standhält, tritt Harn aus. Die im Volksmund übliche Bezeichnung „Blasenschwäche“ ist eigentlich falsch. Schwach ist hier nicht die Blase, sondern der Schließmuskel.
Dieser hat die Aufgabe, die Entleerung der Blase solange zu verhindern, bis die Toilette erreicht wird. Die Ursache für Belastungsinkontinenz liegt bei Frauen meist in einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur (vor allem nach mehreren Geburten), bei Männern können Prostataoperationen zu Belastungsinkontinenz führen.
Eine andere Ursache für Inkontinenz sind unwillkürliche und unkontrollierte Muskelkontraktionen der Blase, die durch Druckanstieg zu Inkontinenz führen. Diese sogenannte „überaktive Blase“ kann ihre Ursache in Erkrankungen des Nervensystems haben (jegliche Erkrankung von Gehirn oder Rückenmark kann dazu führen), manchmal ist jedoch keine klare Ursache zu finden.
Auch eine Infektion der Harnwege kann zu Inkontinenz führen. Diese bessert sich typischerweise, wenn der Infekt behandelt wird.
Die Abklärung der Harninkontinenz erfolgt mit einer Druckmessung der Blase (Urodynamik). Hiermit kann bestimmt werden, welche Inkontinenz vorliegt und wie diese zu behandeln ist.